Maunsell Forts: unheimliche Attraktion vor Englands Küste

von Max
Maunsell Forts vor Englands Küste bei Whitstable

Gigantische Aliens steigen aus dem Meer empor, um das Land zu erobern – so scheint es jedenfalls. Eigentlich waren diese monströsen Gebilde, die aus dem Meer herausragen, zum Schutz Englands gegen die deutschen Bomber und Kriegsschiffe gedacht. Nun stehen die Maunsell Forts verlassen, diese gruseligen Relikte des furchtbaren Krieges. Für alle Geschichtsinteressierte und Abenteurer sind die Forts ein spannendes Ausflugsziel. Wir erzählen die Geschichte der Anlagen und zeigen Ihnen den Weg zu den Maunsell Forts.

1. Geschichte der Maunsell Forts: Meisterleistung der Ingenieurkunst

In Europa tobte der Zweite Weltkrieg und Großbritannien fürchtete sich vor deutscher Luftwaffe und Marine. Die Küste und die Hauptstadt des Empire brauchten dringend einen zuverlässigen Schutz. Im Jahre 1940 erhielt ein talentierter Ingenieur namens Guy Maunsell den Regierungsauftrag, ein Projekt für Schutz- und Abwehranlagen in der Mündung der Themse zu entwickeln. In den Jahren 1942 und 1943 wurden alle sieben Maunsell Forts fertig gestellt..

Der englischen Küste vorgelagert wurden die Anlagen vorwiegend im Flachwasser errichtet. Die technisch ausgereiften Abwehrkonstruktionen erwiesen sich als äußerst nützlich und konnten unzählige Menschenleben retten, wenn es auch nicht gelungen war, alle feindlichen Angriffe abzuwehren. Nach dem Kriegsende wurden die Maunsell Forts nach und nach vom Militär aufgegeben. Einige Anlagen wurden abgerissen, andere sind bei einem Zusammenstoß mit Schiffen in Brüche gegangen. Die Standhaftesten stehen noch und können – zum Teil – besichtigt werden.

Spannend: Es wurden zwei sehr unterschiedliche Modelle der Maunsell Forts gebaut. Wir stellen Ihnen beide vor und beginnen mit den weniger bekannten Anlagen.

Vier sogenannte Navy Forts wurden in der Themsen-Mündung errichtet. Die Hauptaufgabe der Anlagen war es, jegliche Versuche abzuwehren, das Gewässer zu verminen. Zum Schutz der Royal Navy gedacht, waren alle Navy Maunsell Forts ähnlich aufgebaut: zwei gigantische Betonpfeiler, in den Meeresgrund eingelassen, und eine Plattform dazwischen. Kaum zu glauben, aber wahr: Im Inneren der Pfeiler versteckte sich ein jeweils sage und schreibe siebenstöckiges Gebäude. Die Räumlichkeiten boten Platz für die Besatzung von 100 Mann und für reichlich Munition für die Flak-Geschütze.

Nur zwei der vier Navy Forts blieben erhalten, nämlich die Rough Tower und der Knock John. Interessanterweise stehen die vom Militär aufgegebenen Anlagen nicht ganz verlassen da, sondern beherbergen neben einigen Piratensendern einen ganzen Staat. Das Fürstentum Sealand wurde auf der Roughs Tower am 2. September 1967 ausgerufen. Paddy Roy Bates, ein ehemaliger britischer Offizier, bezog dieses unwirtliche Objekt rund zehn Kilometer vor der englischen Küste. Dort wohnte er jahrelang mit seiner Familie und verteidigte seinen international nicht anerkannten Staat mit allen erlaubten und weniger erlaubten Mitteln.

Nahaufnahme eines der Maunsell Forts vor Englands Küste bei Whitstable

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3. Die Hauptattraktion – die Army Forts

Doch nicht die imposanten Navy Forts, sondern die kleineren Army Forts sind die Hauptsehenswürdigkeit und -attraktion unter den Maunsell Forts. Auf jeweils vier Füßen aus Stahl sturmfest gebaut, sollten diese Anlagen die feindlichen Bombenflieger bei ihrem Anflug auf London frühzeitig entdecken und abschießen. Ebenfalls in der Mündung von Themse und Mersey errichtet wurden die Army Forts mit Geschützen und Scheinwerfern ausgestattet. Jeder der Army Forts – und es entstanden drei davon – stellte eine Gruppe aus sechs zweistöckigen Türmen dar.

Von drei unheimlichen Forts sind bis heute nur zwei übrig: Red Sands und Shivering Sands. Es sind buchstäblich gigantische Rostlauben, die sich als Monumente der alten Feindschaft und des längst vergangenen Krieges über das Wasser erheben. Seit Jahrzehnten halten diese Monsterbauwerke allen Stürmen stand und trotzen dem Verfall – und ziehen magisch Besucher an.

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Es lohnt sich auf jeden Fall, mit dem Besuch der Maunsell Forts nicht zu lange zu warten. Es existieren nämlich bereits ziemlich genaue Pläne, die alten Abwehranlagen zu einem Luxushotel umzubauen. David Cooper verfolgt mit seiner Initiative Operation Red Sands Project das Ziel, die alten Forts in ein Refugium für Multimillionäre zu verwandeln. Soll das Projekt verwirklicht werden, entsteht zweifelsohne ein spektakuläres Bauwerk. Der schaurig-unheimliche Charme von Maunsell Forts würde dabei freilich für immer verloren gehen.

Es ist jedoch alles andere als einfach, sich den rund 10 Kilometer der Küste vorgelagerten Maunsell Forts zu nähern. Eine Möglichkeit bieten Ihnen Bob Le-Roi Boattrips. Sie fahren mit robusten und superschnellen Schlauchbooten zu den Forts hinaus. Auf Wunsch werden auch andere Destinationen angeboten. Wir weisen darauf hin, dass die Bootstouren nur in der Zeit zwischen April und Oktober stattfinden. Um eine Voranmeldung wird gebeten.

Eine andere Chance, die Maunsell Forts zu besichtigen, gewährt Ihnen die Greta, eine kleine Yacht unter den scharlachroten Segeln. Die Yacht kann gerne gechartert werden, dazu nehmen Sie bitte mit dem Skipper individuell Kontakt auf. Die Maunsell Forts werden zu einem absoluten Highlight Ihrer England-Reise. Wir raten: Verbinden Sie den Ausflug mit Sightseeing im beschaulichen Whitestable und mit einem Strandspaziergang.

Hinkommen
Aus London kommend, fahren Sie mit Ihrem Mietauto zunächst über die A2, um bei Rochester auf die M2/A299 zu wechseln. Über die Straßen Borstall Hill, Canterbury und Oxford Road in Whitstable erreichen Sie den Pub in der Marine Terrasse. In dessen Nähe sind einige wenige Parkflächen vorhanden. Alternativ fahren Sie noch etwas weiter über die Island Wall zu einem größeren Parkplatz.

Unser Tipp, um den Abend nach der Besichtigung gemütlich ausklingen zu lassen: Der Treffpunkt schlechthin in der Umgebung ist der urige The Old Neptune Pub in Whitstable, von den Einheimischen liebevoll Neppy genannt. Wir empfehlen, mit dem über 150 Jahre alten Pub eine nähere Bekanntschaft zu schließen und zum Beispiel die einmaligen Fish’n’Chips zu kosten. Auch das Ale in der Neppys Bar ist legendär.

Strandhäuser am Küstenort Whitstable in England

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Max

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