Kirche, Haus und Park – Das Barcelona Gaudís

von Max
Gaudis Park Güell in Barcelona

Stolze sieben der neun Bauwerke, die es in Barcelona auf die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes geschafft haben, hat Antoni Gaudí gebaut. Während er zu Lebzeiten von der Stadt nur wenig Anerkennung erhielt, verhilft der Künstler seiner langjährigen Heimat heute zu hohem Ansehen. Kein anderer hat eine der schönsten Städte Spaniens so geprägt wie er: Gaudís Bauwerke in Barcelona sind allesamt architektonische Meisterwerke, die Sie in der katalanischen Hauptstadt auf Schritt und Tritt begleiten werden. Vom Park Güell über die Kathedrale der Sagrada Familia bis hin zu den zahlreichen Casas sollten Sie sich ausreichend Zeit nehmen, um Gaudís Bauten auf einer Barcelona-Tour mit dem Mietwagen zu entdecken. Selbst, wenn Sie kein Architektur-Fan sind – diese Werke werden Sie begeistern! Welche von Gaudí geschaffenen Sehenswürdigkeiten in Barcelona Sie sich nicht entgehen lassen sollten, erfahren Sie hier.

1. Zur Geschichte Gaudís in Barcelona – ein Architekt für eine Stadt

Antoni Gaudí wurde 1852, vermutlich in der katalanischen Stadt Reus, geboren. Ab 1873 begann er sein Studium an der Architekturschule in Barcelona. Als er 1878 seinen Abschluss machte, reagierte der Direktor des Instituts mit Skepsis:

Wer weiß, ob wir den Titel einem Verrückten oder einem Genie gegeben haben – nur die Zeit wird es uns sagen.

In den jungen Jahren Gaudís gab es in Katalonien eine Renaixença (dt. „Katalanische Renaissance“), in der u. a. versucht wurde, die katalanische Sprache und Kultur wiederzubeleben. Wirtschaft und Städte, allen voran Barcelona, wuchsen enorm. Großbürgerliche Förderer von Kunst und Kultur wollten den Anschluss an europäische Strömungen nicht verpassen und begannen, nach geeigneten Künstlern zu suchen.

1878 lernte Gaudí in Barcelona so den Industriellen und Finanzmann Eusebi Güell kennen, der sein Mäzen wurde. Mit Güells finanzieller Hilfe realisierte Gaudí später bedeutende Werke wie die Güell Pavillons, den Palau Güell, den Park Güell und die Krypta der Colònia Güell. Gaudí verdankte Güell jedoch nicht nur zahlreiche Aufträge, sondern auch sein gesellschaftliches Ansehen.

Bereits in jungen Jahren wurde Gaudí mit der Arbeit an der Sagrada Familia beauftragt, der er sich in den letzten Jahren vor seinem Tod ausschließlich widmete. 1926 starb der Künstler nach einem Verkehrsunfall, weshalb das Bauwerk nie ganz vollendet wurde.

2. Die Kunst Gaudís in Barcelona und Co.

Gaudís Bauwerke verschreiben sich dem Stil des Modernisme, einer katalanischen Spielart des Jugendstils. Typische Merkmale sind dabei unregelmäßige Grundrisse und geschwungene Linien. An Gaudís Werken in Barcelona werden Sie seine Vorliebe für runde, organisch wirkende Formen aus der Natur ablesen können: Charakteristisch sind vor allem Konstruktionen aus gerundeten Steinen und in sich verdrehten Eisengebilden, die wie Ranken wirken.

Anstelle der typischen gotischen Pfeiler – die er abwertend als „Krücken“ bezeichnete – verwendete er schräge Baupfeiler. Zudem verzierte er seine Gebäude nicht nur mit bunten Keramikfliesen oder Bruchsteinen, sondern auch mit pflanzlichen bzw. tierischen Motiven.

Gaudí sah ein Gebäude dabei immer als ein Gesamtkunstwerk, weshalb er auch das Gebäudeinnere bis ins kleinste Detail plante. Der Künstler bewies damit, was für ein großartiger Kunsthandwerker er war: Arbeiten aus geschmiedetem Eisen, Skulpturen, Mosaike, Keramiken, Buntglasfenster und sogar ganze Möbelstücke fertigte er an.

Heute gelten Gaudí und seine Bauwerke in Barcelona als „formrevolutionär“, die spätere Größen wie Hundertwasser maßgeblich beeinflusst haben.

3. Gaudís Bauten in Barcelona – eine Übersicht

Damit Sie bei den Werken des fleißigen Architekten nicht den Überblick verlieren, gebe ich Ihnen hier eine kleine Liste der bekanntesten Bauwerke Gaudís in Barcelona (in chronologischer Reihenfolge):

  • Sagrada Família in Barcelona (1882 – heute)
  • Casa Vicens in Barcelona (1883 – 1888)
  • Güell Pavillons in Barcelona (1884 – 1887)
  • Palau Güell in Barcelona (1886 – 1890)
  • Casa Calvet in Barcelona (1898 – 1900)
  • Park Güell in Barcelona (1900 – 1914)
  • Casa Batlló in Barcelona (1904 – 1906)
  • Casa Milà (La Pedrera) in Barcelona (1906 – 1910)

4. Der märchenhafte Park in Barcelona – Gaudís Garten im Parc Güell

Der Park Güell in Barcelona ist Gaudís Huldigung der Natur: Durch den mehr als 17 ha großen Park verlaufen kreuz und quer Fußpfade, die Sie durch die gesamte Naturlandschaft des hügeligen Geländes führen.

Neben Bäumen und Sträuchern kommen Sie während Ihres Spaziergangs an unzähligen bunten Skulpturen, Kachelwerken, Mosaiken und Gehwegen vorbei. Es gibt hier tatsächlich so viele Routen, dass man leicht die Orientierung verlieren könnte – zum Glück sind die Wege gut ausgeschildert.

Diese Oase inmitten der Großstadt Barcelona wurde von Gaudí im Auftrag Güells angelegt, der sich eine englische Gartenanlage wünschte. Ursprünglich hatte Gaudí geplant, gleich eine ganze Gartenstadt mit über 60 Villen zu bauen. Stattdessen wurden nur drei Häuser gebaut: das Wohnhaus Gaudís (heute das Casa-Museu Gaudí), das Wohnhaus der Familie Güell (heute eine Schule) und das Wohnhaus eines befreundeten Architekten (heute noch in Privatbesitz).

Übrigens: Nur ein kleiner Teil des Parks mit Kunstwerken von Gaudí kostet Eintritt – ansonsten ist der größte Teil der Anlage frei zugänglich. Von der Terrasse bietet sich Ihnen ein atemberaubender Blick über die Stadt und das Mittelmeer – zudem können Sie an jeder Ecke kleine und große Highlights des Modernisme entdecken.

Diesen außergewöhnlichen Park Gaudís in Barcelona sollten Sie also auf alle Fälle gesehen haben. Empfehlenswert ist, so früh wie möglich hinaufzugehen, wenn noch wenige Touristen unterwegs sind.

  • Öffnungszeiten:
    • Januar – 28. März: 8:30 Uhr – 18:15 Uhr
    • 29. März – 3. Mai: 8 Uhr – 20 Uhr
    • Mai – 6. September: 8 Uhr – 21:30 Uhr
    • 7. September – 24. Oktober: 8 Uhr – 20 Uhr
    • 25. Oktober – 31. Dezember: 8:30 Uhr – 18:15 Uhr
  • Eintritt zur Terrasse:
    • Normalpreis: 8 €
    • Kinder (bis 12 Jahre) und Senioren (über 65 Jahre): 5,60 €
    • Kinder (bis 7 Jahre): Eintritt frei

5. Haus für Haus in Barcelona – Gaudís „Casas“:
Casa Batllo – Gaudís Drachentöter von Barcelona

Das Casa Batllò gilt als eines der Glanzstücke unter den Bauwerken Gaudís in Barcelona. Der Architekt baute das Haus des Textilindustriellen Josep Batlló i Casanovas komplett im Modernisme-Stil um. Die Fassade gibt die Geschichte des Heiligen St. Georg wieder, der der Legende nach einen Drachen tötete und Kataloniens Schutzpatron darstellt.

Seit 1962 steht dieses Haus Gaudís in Barcelona unter Denkmalschutz und wurde 2005 in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen. Schauen Sie sich dieses Werk auf jeden Fall an – es ist den hohen Eintrittspreis durchaus wert. Nur 500 m weiter entfernt steht auch die nächste Sehenswürdigkeit von Gaudí in Barcelona entfernt, das Casa Milá.

  • Adresse: Passeig de Gràcia, 43, 08007 Barcelona, Spanien
  • Telefon: +34 932 160 306
  • Öffnungszeiten: täglich 9 Uhr – 21 Uhr
  • Eintritt:
    • Normalpreis: 20,50 €
    • ermäßigt: 18,50 €
    • Kinder bis 6 Jahre: frei

6. Das „gewöhnlichste“ Haus Gaudís in Barcelona – Casa Calvet

Aufgepasst: Wenn man nicht weiß, dass dies ein Werk Gaudís ist, würde man es nicht glauben. Das 5-stöckige Casa Calvet ist mit seiner sehr symmetrischen und ebenmäßigen Architektur vollkommen untypisch für Gaudí. Dabei ist es das einzige Gebäude, für das der Künstler zu Lebzeiten offiziell einen Preis erhalten hat.

Doch obwohl das Casa Calvet als der konventionellste Bau Gaudís in Barcelona gilt, lohnt sich ein Besuch. Von außen ist dieses von Gaudí geschaffene Haus nämlich ein echter Hingucker: Es wirkt sehr elegant und die kleeblattförmigen Balkone tragen doch deutlich Gaudís Handschrift. Seit 1994 befindet sich in den Räumlichkeiten des Erdgeschosses zudem ein kleines Restaurant mit hervorragender Küche.

Gaudí entwarf dieses Haus in Barcelona für den Textilfabrikanten Pedro Mártir Calvet, der sich einen modernen Zweckbau wünschte. Die früheren Büroräume dienen heute als Séparées für das Restaurant, in denen Gruppen von 6 – 8 Personen in Ruhe essen können. Hier bietet sich auch eine der wenigen Möglichkeiten, das Gebäudeinnere zu sehen, da das Haus für Besucher ansonsten nicht zugänglich ist.

  • Adresse: Carrer de Casp, 48, 08008 Barcelona, Spanien
  • Telefon:+34 934 12 40 12
  • E-Mail: restaurant@casacalvet.es
  • Öffnungszeiten des Restaurants Casa Calvet:
    • Montag – Samstag, 13 Uhr – 15:30 Uhr und 20:30 – 23:00 Uhr
    • sonn- und feiertags geschlossen

7. Darf auf keiner Tour durch Gaudís Barcelona fehlen – Casa Vicens

Das Casa Vicens ist das erste bedeutende Gebäude Gaudís, an dem er selbstständig arbeiten durfte. Es entstand im Auftrag eines vermögenden Börsenmaklers und zeigt bereits einige Grundelemente, die Gaudís Stil so unverkennbar machen. Neben naturalistischer Ornamentik, vielen Farben und Keramiken sind die kleinen Türmchen und ein Gitter, das wie ein Palmenblatt aussieht, sehr typisch.

Im Inneren sind viele Zimmer des Gebäudes im Jugendstil eingerichtet und besitzen ein Gewölbe, das an eine Tropfsteinhöhle erinnert. Überall gibt es Verzierungen – an Türpfosten und Decken hat der Künstler Vogel- oder Blumenmuster aufgemalt.

Ursprünglich stand das Gebäude an einer benachbarten Klostermauer. Gaudí lehnte die spätere Bitte, das Gebäude noch zu erweitern, ab. Stattdessen übernahm ein anderer Architekt 1925 den Ausbau – jedoch nicht, ohne sich vorher eine Genehmigung seiner Pläne von Gaudí einzuholen.

Leider befindet sich dieses Haus Gaudís in Barcelona heute in Privatbesitz. Sie können es daher nur von außen bewundern. Allerdings lohnt sich der Besuch des Casa Vicens allemal – ein wirklich beeindruckender Bau des damals noch jungen Künstlers.

  • Adresse: Carrer de les Carolines, 18-24, 08012 Barcelona, Spanien

8. Die berühmteste Kirche Spaniens in Barcelona – Gaudís Sagrada Familia

Gaudís „Catedral de Barcelona“ ist das Lebenswerk des katalanischen Architekten und die beliebteste Sehenswürdigkeit der Stadt.

Die Idee für den Bau einer Kirche zu Ehren der Heiligen Familie kam in Barcelona bereits 1866 auf und wurde zunächst aus Spenden finanziert. Statt der Kopie einer italienischen Basilika sollte die Sagrada Familia den ursprünlichen Plänen zufolge eine schlichte dreischiffige Kirche ohne Besonderheiten werden.

Antoni Gaudí war zur Grundsteinlegung 1882 sogar anwesend, arbeitete zu dieser Zeit allerdings noch als Student in einem Architektenbüro. Später wurde er von seinem Chef für das Projekt vorgeschlagen – ein glücklicher Zufall und der Beginn der Arbeit Gaudís an der Sagrada Familia für Barcelona.

Gaudí gestaltete die Pläne für die Kirche grundlegend um und legte ein vollkommen neues Gesamtkonzept vor. Die 18 Türme, die er damals bereits mit einplante, werden im jetzigen Projekt noch immer berücksichtigt. Nach 144 Jahren soll die berühmteste Kirche Barcelonas zu Gaudís 100. Todestag im Jahr 2026 fertig gestellt werden.

Wer schon vorher einen Blick in die Kirche wirft, wird vor allem von den Lichtspielen der bemalten Fenster begeistert sein.

  • Öffnungszeiten:
    • November – Februar: 9 Uhr – 18 Uhr
    • März: 9 Uhr – 19 Uhr
    • April – September: 9 Uhr – 20 Uhr
    • Oktober: 9 Uhr – 19 Uhr
  • Eintrittspreise:
    • Erwachsene: 15 €
    • Kinder (bis 18 Jahre): 13 €
    • Kinder (unter 10 Jahre): Eintritt frei
    • Zugang zu den Türmen: 4,50 €

9. Eine Tour durch Gaudís Museum – das Casa-Museu Gaudí

Im südlichen Teil des Parks Güell in Barcelona können Sie Gaudí und seine Arbeit näher kennenlernen: Der Architekt kaufte sich hier ein Haus, in dem er von 1906 bis kurz vor seinem Tod (1926) lebte. Das italienische Paar Chiappo Arietti, die große Bewunderer von Gaudís Werken waren, erwarben es und machten es über die nächsten Jahrzehnte als Gaudí-Haus bekannt. Ab 1960 kümmerte sich der Verein der Gaudí-Freunde darum, unter deren Leitung 1963 schließlich das erste Gaudí-Museum in Barcelona eröffnet wurde.

Auf einem Rundgang durch die Wohnräume des Architekten erhalten Sie einen sehr guten Einblick in den Alltag und die Arbeit Gaudís. Neben persönlichen Gegenständen stellt das Museum auch von Gaudí entworfene Objekte und Möbel aus, die er für andere Bauwerke kreiert hat.

Auf seiner Webseite bietet das mitunter beliebteste Museum Barcelonas eine virtuelle Gaudí-Tour an, mit der Sie sich einen guten ersten Eindruck vom Garten und den Stockwerken des Hauses verschaffen können.

Tipp
Als Mitbringsel für Ihre Lieben zu Hause können Sie im Museumsshop noch einige Gaudí-Souvenirs aus Barcelona wie T-Shirts, Poster oder Bildbände zu den Werken des Künstlers erwerben. Diese sind zwar mitunter teuer, jedoch qualitativ etwas hochwertiger als die Produkte aus den Touristenshops in Barcelona.
  • Adresse: Park Güell Carretera del Carmel, 23A, 08024 Barcelona, Spanien
  • Telefon: +34 932 19 38 11
  • E-Mail: info@casamuseuGaudí.org
  • Öffnungszeiten:
    • Oktober – März: täglich 10 Uhr – 18 Uhr
    • April – September: täglich 9 Uhr – 20 Uhr
  • Eintrittspreise:
    • Normalpreis: 5,50 €
    • ermäßigt (Schüler und Studenten, Rentner): 4,50 €
    • Kinder (unter 10 Jahre) und Menschen mit Behinderung (ab 65 Jahre): kostenlos
Info
Gruppen ab 10 Personen müssen ihre Tickets für das Gaudí-Haus in Barcelona vorab online reservieren (E-Mail: grups@casamuseuGaudí.org).

Titelbildquelle: #72185152 | Urheber: © BRIAN_KINNEY – stock.adobe.com

Max

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