Reisevorbereitung für einen entspannten & barrierefreien Urlaub

von Alex
Rollstuhlfahrer und seine Begleitung sind gemeinsam unterwegs und planen die Reise.

Egal ob Sie innerhalb der Landesgrenzen verreisen oder es Sie ins Ausland zieht, ein Urlaub ist immer ein willkommener Tapetenwechsel und Anlass, den Alltag einmal ganz zu vergessen. Damit Ihre Reise möglichst stressfrei verläuft, können Sie im Vorfeld einige Dinge planen und Vorbereitungen treffen. Hier listen wir daher einige Vorschläge auf, wie Sie Ihre Reise möglichst barrierefrei und komfortabel gestalten können.

1. Gestalten Sie Ihre Reise nach Ihren Wünschen und Bedürfnissen

Um genug Zeit zu haben und alles ohne Stress organisieren zu können, sollten Sie acht Wochen vor der Reise mit der Planung und den Vorbereitungen beginnen. Hilfreich ist es dabei auch, wenn Sie zusammen mit dem Reisebüro oder dem Reiseveranstalter arbeiten und sie über Ihre Beeinträchtigungen informieren. Auf diese Weise können Sie Ihr Reiseziel, das Transportmittel und Ihre Unterkunft so auswählen, dass sie perfekt zu Ihnen und Ihren Bedürfnissen passt.

Bevor Sie Ihre Reise buchen, ist es hilfreich, wenn Sie Ihre eigene Kondition ehrlich bewerten. Manche Menschen mit einer Behinderung schätzen beispielsweise längere Flugreisen als zu anstrengend ein und suchen sich daher lieber einen schönen Urlaubsort, der auch bequem mit dem Auto erreichbar ist. Da eine Reise immer eine ungewohnte Belastung sein kann, sollten Sie daher am besten einen Urlaub planen, der zu Ihnen passt und den sie in vollen Zügen genießen können.

Außerdem ist es ratsam, wenn Sie vor Ihrer Reise noch einmal Rücksprache mit Ihrem Arzt halten. Dieser kann über mögliche Belastungen durch ein anderes Klima, die Zeitverschiebung oder bei der Flugreise aufklären und Tipps geben, wie Sie die Reise angenehm gestalten können. Zudem kann Ihr Arzt Sie auch über die Medikamentenversorgung während der Reise informieren oder sogar Ihre Medikamenteneinnahme so anpassen, dass Sie im Urlaub noch flexibler sind. Ihr Arzt berät Sie außerdem auch zu notwendigen Impfungen für das Reisegebiet.

Mann im Rollstuhl beim Arztgespräch vor der Reise mit Behinderung.

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2. Reisen mit einer Behinderung: Medikamente vorbereiten und richtig verstauen

Nehmen Sie bei Ihrer Reise alle notwendigen Medikamente und Hilfsmittel im Handgepäck mit. Auf diese Weise haben Sie alles gleich zur Hand, wenn Sie es brauchen. Am besten verstauen Sie alles Wichtige in einer Tasche, die Sie griffbereit neben sich legen oder bei sich tragen können. Wollen Sie mit dem Flugzeug verreisen, können Sie sich im Vorfeld darüber informieren, wie schwer Ihr Handgepäck sein darf. Die meisten Airlines erlauben bis zu 6 kg. Viele Airlines nehmen darüber hinaus Hilfsmittel, medizinische Geräte und Medikamente kostenfrei mit.

Medikamente richtig verpacken
Medikamenten verstauen Sie am besten in der Originalverpackung und in Zip-Tüten. So können Sie alles schnell zuordnen und müssen nichts suchen.

In anderen Ländern können teilweise andere Bestimmungen für gewisse Medikamente gelten. Vor der Reise sollten Sie daher in Erfahrung bringen, in welcher Menge Medikamente eingeführt werden dürfen und welche Konditionen dafür bestehen. In Einzelfällen, z. B. bei Morphium, kann eine Genehmigung vom Landesamt für Gesundheit notwendig sein. Daher empfiehlt sich, dass Sie vor der Reise alle erforderlichen Unterlagen sammeln, um sie beim Zoll vorzeigen zu können. Wenn Sie sich unsicher sind, kann Sie Ihr Arzt unterstützen und Ihnen alle wichtigen Informationen zu Ihren Medikamenten bereitstellen.

Einige Hilfsmittel, wie z. B. ein Lifter, ein Pflegebett, ein Dusch- oder Toilettenstuhl oder ein Scooter, können oft nicht mit auf Reisen genommen werden. Eine Ausnahme sind akkubetriebene Rollstühle. Diese werden bei Flugreisen meist nach vorheriger Anmeldung mittransportiert. Bei einer Bahn- oder Busreise ist das häufig nicht ohne Weiteres möglich. Daher ist es immer hilfreich, wenn Sie sich im Zuge Ihrer Reiseplanung absprechen, ob Sie Ihre Hilfsmittel mitnehmen können. Alternativ können Sie sich auch darüber informieren, ob Sie bestimmte Hilfsmittel am Reiseziel ausleihen können.

In Deutschland bietet beispielsweise das Deutsche Rote Kreuz einen Hilfsmittelverleih an. Um bestimmte Hilfsmittel auszuleihen, können Sie sich dazu an die jeweiligen Orts- oder Kreisverbände wenden. Außerdem können Sie bei Sanitätshäusern oder Vermietungsfirmen im Urlaubsort Hilfsmittel mieten. Auch der Reiseveranstalter kann Sie zu den verschiedenen Verleih-Möglichkeiten beraten. Auf diese Art können Sie sich sicher sein, dass Sie auch im Urlaub auf nichts verzichten müssen.

3. Rundum sicher: Reiseversicherungen abschließen

Damit Sie im Urlaub bei unerwarteten Erkrankungen oder Unfällen abgesichert sind, ist eine Auslandskrankenversicherung hilfreich. Diese sollte rechtzeitig vor dem Urlaub abgeschlossen werden. Im ersten Schritt sollten Sie prüfen, was Ihre gesetzliche oder private Krankenversicherung bereits abdeckt. Danach können Sie sich über die verschiedenen zusätzlichen Angebote informieren. Alternativ können Sie sich auch bei Ihrer Versicherung individuell beraten lassen und so eine Auslandskrankenversicherung wählen, die zu Ihnen passt.

Tipps zur Auslandskrankenversicherung für Menschen mit einer Behinderung
Eine Auslandskrankenversicherung sollte auf jeden Fall die Kosten für Medikamenten und nötige Kontrolluntersuchungen einschließen. Zudem ist es wichtig, dass auch ein Krankenrücktransport von der Versicherung übernommen wird. So sind sie im Urlaub gut abgesichert.

Auch eine Reiserücktrittsversicherung kann in vielen Fällen hilfreich sein. Wenn die Reise aufgrund von Beschwerden oder plötzlicher Krankheit absagen oder abbrechen müssen, greift diese Versicherung und übernimmt die angefallenen Kosten der Reise. Auf diese Weise sind Sie finanziell abgesichert und müssen sich keine Sorgen machen.

Holen Sie am besten für beide Versicherungen vor der Reise eine Bescheinigung über die Reisefähigkeit bei Ihrem Arzt ein. Leider sind häufig Folgen einer Behinderung oder einer chronischen Erkrankung nicht im Versicherungsschutz einbegriffen. Um Konflikten mit der Versicherung zu umgehen, sind sie daher mit einer Bescheinigung vom Arzt auf der sicheren Seite. Bei unerwarteten Unfällen oder einer Verschlechterung des Zustands vor oder während des Urlaubs kann die Versicherung dank der Bescheinigung meist trotzdem in Anspruch genommen werden, da dies vor dem Urlaub nicht abzusehen war.

4. Barrierefrei reisen: Informationen über den Urlaubsort sammeln

Im Urlaub sollte jeder sorgenfrei sein und die Seele baumeln lassen können. Für vollkommene Entspannung können Menschen mit einer Behinderung sorgen, wenn sie sich auf alle Eventualitäten vorbereiten und sich so rundum sicher fühlen können.
Um auch im Fall einer Erkrankung jederzeit Hilfe bekommen zu können, sollten Sie während der Reisevorbereitungen folgende Informationen einholen:

  • Wie weit ist die nächste Apotheke von der Unterkunft entfernt?
  • Welche Ärzte gibt es im Urlaubsort? Wie sind diese erreichbar?
  • Gibt es ein Krankenhaus in der Nähe?
  • Bei Reisen ins Ausland: Wie lauten die Notrufnummern?

Notieren Sie sich diese Informationen und verstauen Sie den Zettel bei Ihren Medikamenten. Auf diese Weise ist sichergestellt, dass Sie jederzeit versorgt sind, falls es notwendig ist. Personen mit einer Behinderung, die auf strombetriebene Hilfsmittel angewiesen sind, können sich auch im Vorfeld über die Stromversorgung am Urlaubsort erkundigen. Zum Beispiel brauchen Reisende im Ausland oft spezielle Adapter für die Steckdosen, um elektrische Geräte mit Strom versorgen zu können.

Notfallservice
Viele Versicherungen und Urlaubsorte bieten auch einen Notfallservice (Assistance) an. Wenn Sie diese Notrufnummern wählen, nennen Ihnen die Mitarbeiter Ärzte und Kliniken, die Ihnen im Krankheitsfall helfen können.

Natürlich gehören zu einem perfekten Urlaub auch Ausflüge. Bei der Wahl des richtigen Urlaubsortes ist es auch ausschlaggebend, ob es vor Ort barrierefreie bzw. rollstuhlgerechte Ausflugsziele gibt. Um zu garantieren, dass Sie Ihren Urlaub selbstbestimmt und nach eigenen Vorstellungen gestalten können, sollten Sie vorab gezielt recherchieren, welche Aktivitäten Sie interessieren. Wichtig wäre hierbei zum Beispiel: Gibt es rollstuhlgerechte Wanderwege? Sind Museen und Sehenswürdigkeiten barrierefrei? Diese Informationen finden Sie meist bei der Tourismusinformation des Reiseziels. Innerhalb Deutschlands kennzeichnen häufig auch Zertifikate, wie „Reisen für Alle“, barrierefreie Angebote am Urlaubsort.

Um barrierefrei und ohne Stress an das gewünschte Ausflugsziel zu gelangen, können Sie außerdem nach Informationen über die Ausstattung der öffentlichen Verkehrsmittel heraussuchen. Viele Busse, Bahnen und Straßenbahnen sind gut auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung eingestellt und sind eine tolle und umweltfreundliche Transportmöglichkeit. Möchten Sie allerdings im Urlaub flexibler sein, können Sie auch den Taxi-Service nutzen. Jedoch sollten Sie sich hier im Vorfeld über die Presie informieren, da diese gerade im Ausland sehr abweichen können.

5. Die barrierefreie An- und Abreise planen

Unabhängig davon, ob Sie mit dem Flugzeug, der Bahn oder dem Auto verreisen möchten, jedes Verkehrsmittel kann für Menschen mit einer Behinderung mit entsprechender Ausstattung eine komfortable Reisemöglichkeit sein. Damit die An- und Abreise unkompliziert verläuft, können Sie bereits viele Vorbereitungen im Vorfeld treffen.

Flexibel reisen: Die Anreise mit dem Auto

Wenn Sie im Urlaub flexibel sein möchten und Ausflüge in der Region planen, dann ist die Anreise mit dem Auto eine gute Option für Sie. Wenn Sie mit dem eigenen PKW anreisen, können Sie sich auf Ihre gewohnte Ausstattung verlassen. Ratsam ist es jedoch, wenn Sie Ihr Auto in der Werkstatt nochmal einem Urlaubs-Check unterziehen. Dann können Sie sicher sein, dass Sie problemlos am Urlaubsort ankommen.

Wenn Sie mit dem Flugzeug oder der Bahn anreisen, benötigen Sie möglicherweise einen Mietwagen am Urlaubsort, mit dem Sie die Gegend erkunden können. Erfragen Sie dazu am besten schon im Vorfeld bei der Reiseplanung, welche Mietwagen-Modelle am Urlaubsort verfügbar sind. Dieser sollte groß genug sein, um Hilfsgeräte transportieren zu können und auch sonst behindertengerecht ausgestattet sein.

Mit dem Rollstuhl im Mietwagen
Nehmen Sie einen Rollstuhl mit in den Urlaub, sollte dieser mit einem Rollstuhlrückhaltesystem gesichert werden, wenn Sie im Rollstuhl sitzend im Auto reisen. Auf diese Weise sichern Sie den Rollstuhl bei einer Bremsung gut ab und vermeiden Verletzungen.

Nützliche Vorbereitungen für eine Flugreise

Die meisten Airlines sind an die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung angepasst, sodass in der Regel das Reisen mit dem Flugzeug unkompliziert verläuft. Am Flughafen und im Flugzeug können Sie von verschiedenen Angeboten profitieren, wie Ihnen die Reise so angenehm wie möglich gestalten. Zum Beispiel können Sie an vielen Flughäfen kostenfrei parken und einen barrierefreien Check-in-Schalter nutzen. Auch Begleitpersonen können bei vielen Airlines kostenfrei mitfliegen. Zudem gibt die Europäische Union Regeln für die Beförderung von Menschen mit Mobilitätseinschränkungen vor.

Frau im Rollstuhl erhält Hilfe im Flughafen-Terminal.

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Damit sich die Fluggesellschaft auf Ihre Bedürfnisse einstellen kann, sollten Sie sie mindestens eine Woche vor Reiseantritt über Ihre individuellen Anforderungen informieren. Auch weitere Wünsche, die den Transport zum Flughafen oder das Gepäck betreffen, sollten Sie frühzeitig anmelden. Services, die Fluggesellschaften in diesem Zusammenhang anbieten, sind unter anderem der kostenfreie Transport von Rollstühlen, Gehhilfen und Blindenhunden. Voraussetzung dafür ist die rechtzeitige Anmeldung beim Kundenservice. Um Probleme zu vermeiden, können Sie immer eine Rückbestätigung der Fluggesellschaft verlangen. So haben Sie einen schriftlichen Nachweis, dass Sie mit der Airline Ihre Wünsche besprochen haben.

Fahrdienst zum Flughafen
Einen möglichst stressfreien Transport zum Flughafen ermöglicht Ihnen ein Fahrdienst. Buchen Sie ihn in Vorbereitung auf die Reise am besten rechtzeitig. Achten Sie darauf, dass der Fahrdienst behindertengerechte Fahrzeuge anbietet. Häufig können Sie den Transferservice bei der Reiseplanung in einem Reisebüro mitbuchen.

Planen Sie die Reise außerdem so, dass Sie genug Zeit für alle Reisestationen haben. Für den Fall, dass es auf der Reise zu Komplikationen kommt, entsteht auf diese Weise kein Zeitdruck. So sind Sie gut vorbereitet und können einen stressfreien Urlaub genießen.

Tipps für die Vorbereitung einer Bahnreise

Auch die Bahn ermöglicht grundsätzlich eine barrierefreie Reise. Der Mobilitätsservice der Deutschen Bahn informiert Sie über alle Angelegenheiten, die das Reisen mit Behinderung betreffen. Sie können Ihnen auch Fragen zu der Ausstattung mit Einstieghilfen und behindertengerechten Toiletten beantworte. Im Gespräch oder vorab im Internet sollten Sie zudem die benötigten Sitz- und Stellplätze im Voraus reservieren, damit Sie nicht lange nach einem Sitzplatz suchen müssen.

Hilfe am Gleis buchen
Melden Sie Hilfe beim Einsteigen, Um- und Aussteigen sowie beim Gepäcktransport im Vorfeld an, stehen Ihnen auch diese Angebote bei der Bahnreise bereit.

Reisen Sie zusammen mit anderen Personen, ist es ratsam, bereits bei der Reiseplanung zu erfragen, welche Bestimmungen für Begleitpersonen in der Bahn im Ausland gelten. Ist das Zeichen „BI“ im Schwerbehindertenausweis eingetragen, können Rollstuhlfahrer in Deutschland Begleitpersonen kostenlos mitnehmen. Außerdem können Sie einen speziellen Rollstuhlplatz reservieren, zu dem auch ein Sitzplatz für die Begleitperson gehört. Inwiefern diese Angebote in anderen Ländern bestehen, können Sie jederzeit in Reise- und Tourismusbüros erfragen.

6. Bestimmungen für Blindenhunde

Menschen mit einer Sehbehinderung werden häufig durch Blindenhunde begleitet. Natürlich kann auch dieser treue Begleiter mit auf Reisen gehen. Vor Reiseantritt sollten allerdings die geltenden Einreisebeschränkungen für Hunde im Reiseland recherchiert werden. Einige Länder geben bestimmte Quarantäne- und Impfbestimmungen vor, die auch für Assistenz- und Blindenhunde gelten. Informationen über die Einreisebestimmungen für Hunde erhalten Sie bei den entsprechenden Botschaften und Konsulaten in Deutschland. Natürlich können Ihnen aber auch die Mitarbeiter im Reisebüro diese Fragen beantworten.

Fazit: Reisevorbereitung für Menschen mit Behinderung

Mit einer sorgfältigen Reiseplanung können Sie Ihren Urlaub zu einem unvergesslichen Erlebnis machen. Vor Ort können Sie so Ihre wohlverdiente Auszeit genießen. Die vorherigen Absprachen über die Reise ermöglichen Ihnen eine optimale Versorgung und Barrierefreiheit am Urlaubsort. Unsere Checkliste für die Reisevorbereitung hilft Ihnen, den Urlaub sorgenfrei zu planen.

Titelbildquelle: #229726831 | Urheber: © LIGHTFIELD STUDIOS – stock.adobe.com

Alex

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